Gemeindekonzeption

Was uns ausmacht

Hinweis: Wird gerade überarbeitet.

Leitsatz

Die Evangelische Kirche Korschenbroich ist eine gastfreundliche Gemeinde, die auf gewinnende Art zum Glauben an Jesus Christus einlädt.
Sie versammelt sich um den Hausherrn Jesus Christus, um in seinem Auftrag Glauben gemeinsam zu vertiefen und (er-)lebbar zu machen.

Nach diesem Leitsatz ergibt sich eine Dynamik in der Gemeindearbeit durch eine doppelte Bewegungsrichtung:
a) Eine Öffnung nach außen („gastfreundliche Gemeinde"; „die auf gewinnende Art... einlädt")
b) Eine Konzentration nach innen („Sie versammelt sich um den Hausherrn Jesus Christus"; „um ....Glauben zu vertiefen")


Umsetzung des Ziels

Die Umsetzung des Ziels soll stets auf 3 Ebenen erfolgen.
Wir wollen in Gemeinschaft (Apg. 2, 42)

  1. Gottes Wort hören (= Verkündigung)
  2. Gottes Wort feiern (= Spiritualität)
  3. Gottes Wort tun (= Diakonie)

Dadurch wird ein dreifacher Zugang zum Glauben in den Blick genommen, der sich an einem ganzheitlichen Menschenbild orientiert:

  1. denkend (kognitiv)
  2. fühlend (emotional)
  3. handelnd (praktisch)

Theologische Grundlegung

Wir wählen die neutestamentliche Erzählung von Jesus und Zachäus (Lukas 19, 1 - 10) und entwickeln entlang dem Duktus dieser Geschichte biblische Grundsätze für die Gemeindearbeit (die jeweiligen Belege aus dem Text werden in Klammern angeführt):

  1. Als versammelte Gemeinde sind wir ausgerichtet auf Jesus Christus.
    (V. 1 - 3: Jesus kommt und die Menschen in den Straßen von Jericho erwarten ihn gespannt).
  2. Wir hören das Angebot der bedingungslosen Liebe Christi und vermitteln es weiter.
    (V. 5: Jesus zu Zachäus: Ich muss heute in deinem Haus einkehren)
  3. Wir geben der Freude an der Liebe Christi in unserer Gemeinde Raum und feiern sie in der Gemeinschaft mit ihm selbst und anderen.
    (V. 6: Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden)
  4. Wir stellen uns immer neu der latent vorhandenen Gefahr entgegen, eine sich selbst genügende Gemeinde mit Abgrenzungstendenzen zu
    werden.
    (V. 7: Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt).
  5. Gestärkt durch die Liebe Christi lassen wir uns ermutigen zur Umkehr und zum diakonischen Handeln.
    (V. 8: Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden
    betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück)
  6. Wir sehen den Standort unserer Gemeinde nicht isoliert, sondern im Kontext jüdisch-christlicher Tradition und Geschichte.
    (V. 9:... auch er ist Abrahams Sohn)
  7. Wir orientieren uns an der Suchbewegung Gottes in Jesus Christus und zeigen dementsprechend in der Gemeindearbeit verstärktes Interesse für Suchende - in dem Bewusstsein, auch selbst immer neu suchend zu sein.
    (V. 10: Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist).

4. Beschreibung und Analyse der Evangelischen Kirchengemeinde Korschenbroich

Gemeindegeschichte: Erst nach dem 2. Weltkrieg kamen vermehrt evangelische Christen (Flüchtlinge aus den Ostgebieten) in das bis dato fast ausschließlich
katholische Korschenbroich. Die ersten Evangelischen wurden zunächst durch die Nachbarpfarreien in Kaarst bzw. Mönchengladbach versorgt. 1954 wurde eine eigene Kirche gebaut, 1958 erlangte die Ev. Kirchengemeinde Korschenbroich ihre Selbständigkeit.

Gemeindegestalt: Nach wie vor besteht die Gemeinde Korschenbroich kaum aus Einheimischen (von Kindern und Jugendlichen abgesehen), da auch die jüngeren bis mittelalten Gemeindeglieder sehr oft Hinzugezogene sind, die beruflich bedingt hierher gekommen sind. Die günstige Lage der Stadt an der S-Bahn-Linie Düsseldorf - Mönchengladbach macht sie als Schlafen für die in den Großstädten Arbeitenden interessant.

Das bedeutet für die Gemeindekonzeption: Der geschichtlich bedingte Charakter der Gemeinde als sehr eigenständige und aktive Diasporagemeinde ist zu
berücksichtigen, ebenso die meist lutherischen Traditionen der älteren Generation und die recht große Mobilität bei den Jüngeren bis Mittelalten.
Die Gemeindekonzeption muss eine Offenheit haben für unterschiedliche geistliche Prägungen, ohne dabei in eine Beliebigkeit abzugleiten. Letztlich ist eine
Balance zwischen geistig-geistlicher Offenheit und evangeliumsgemäßer Verbindlichkeit notwendig.

Die Ev. Kirchengemeinde Korschenbroich ist eine über die Jahre stetig wachsende Gemeinde. 1958 betrug die Anzahl der Gemeindeglieder 2050, 1982
4242 und heute sind es etwa 5500.
So erhielt der 2. Pfarrbezirk Kleinenbroich 1980 ein eigenes Gemeindezentrum mit Kirche, 1 Jahr später eine eigene Pfarrstelle. Die zeitweilig reformiert geprägte Gottesdienstordnung (mit dem Heidelberger Katechismus als Bekenntnis) bekam eine zunehmend unierte Prägung. Bedingt durch die unterschiedlichen theologischen Ausrichtungen der jeweiligen Pfarrer gab es eine Bandbreite von sozialpolitisch liberal bis pietistisch. Heute herrscht diesbezüglich eine größere Homogenität vor: Eine offene aber durchaus auch pietistisch gefärbte Verkündigung und Spiritualität findet sich in beiden Bezirken.


Allgemeine Richtlinien für die praktische Gemeindearbeit

  1. Im Sinne der angestrebten gelebten Gemeinschaft und im Sinne eines Priestertums aller Glaubigen soll ein Bewusstsein geschaffen werden von der
    Kirchengemeinde Korschenbroich als „unserer bzw. „meiner Gemeinde (nicht die Gemeinde des Pfarrers, des Presbyteriums, des 1. oder 2. Bezirks).
    Viele sollen aktive Glieder am Leib Christi sein, Mitverantwortung tragen und sich einbringen. Aus einer Haltung des ße-dienens (Kirche als Service-
    Betrieb) soll eine Haltung des gegenseitigen Dienens werden (vgl. Mk 10,45).
  2. Mitarbeitende sollen verstärkt gabenorientiert (LPetr 4,10) eingesetzt werden und ihren Glauben mit Authentizität leben (vgl. Mt 5,16).
  3. Um ein wirksames und glaubwürdiges Christuszeugnis nach außen abzulegen, bedarf es für alle Glaubenden immer wieder der Konzentration auf
    den Mittelpunkt, Christus. Hieraus ergibt sich eine besondere Stellung der Gottesdienste im Gemeindeleben. Hier soll eine intensive Auslegung des
    Wortes Gottes (Predigt) erfolgen, ein fröhliches Feiern der Liebe Christi (Lieder) und eine Vergewisserung und Stärkung der christlichen Gemeinschaft
    (Gespräche und Begegnungen auch nach dem Gottesdienst).
  4. In diesem Zusammenhang gilt es auch, besonders Kleingruppen (Hauskreise; Gesprächskreise, Mitarbeiterteams) und Wochenendfreizeiten als Möglichkeit gelebter Gemeinschaft und praktizierter Seelsorge zu fördern.
  5. Die große Zahl von Familien, Kleinkindern und Jugendlichen in unserer Gemeinde erfordert vermehrt zielgruppenorientierte Angebote:
    Familiengottesdienste, Kleinkindergottesdienste, umfangreiche Kindergruppen und Jugendarbeit.
  6. Bezirksübergreifende Aktivitäten (z.B. Gottesdienste, Gemeindefeste, Themenabende) müssen im Blick behalten werden, damit das Bewusstsein für
    die eine Kirchengemeinde Korschenbroich sich nicht in reines Bezirksdenken verflüchtigt.
  7. Der immer wieder betonte einladende und gastfreundliche Charakter der Gemeinde erfordert in allen Gruppen, Gottesdiensten und sonstigen
    Veranstaltungen Mitarbeitende, die bewusst auf Neue zugehen und dies als Dienst verstehen.
  8. Demzufolge sind auch Orte außerhalb der Gemeinde aufzusuchen (z.B. Gottesdienste dort abhalten, wo Menschen zusammenkommen: (Niederrheinklinik, Kleingartenverein, Schützenfest).
  9. Zur Vertiefung des Glaubens gehört auch die Absicht, Menschen in ihrem Glauben sprachfähig zu machen, wie dies etwa in Glaubenskursen geschieht.
  10. Da Musik ein wesentliches Element ist, um Glaube und Gemeinschaft erfahrbar zu machen, soll ein breites Spektrum an Kirchenmusik gefördert werden.

Korschenbroich, 23. Juni 2006

Das Presbyterium der Ev. Kirchengemeinde Korschenbroich